Duncan, Dave - Die zweiten Chroniken von Pandemia - 3 - Das verlassene Schlachtfeld by Das verlassene Schlachtfeld

Duncan, Dave - Die zweiten Chroniken von Pandemia - 3 - Das verlassene Schlachtfeld by Das verlassene Schlachtfeld

Autor:Das verlassene Schlachtfeld
Die sprache: de
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2012-03-05T12:48:52+00:00


Sechs

Schau, im Westen ist es hell

1

Der Riese des Waldes war schon vor Jahren gestürzt, und sein Stamm war mit dickem Moos von scheußlichem Grün überzogen. Er war größer als Rap und lag quer über dem Weg. Weg war natürlich nicht die richtige Bezeichnung. Es gab keinen Weg. Es gab so gut wie kein Licht oder festen Boden oder Zwischenräume zwischen den Ästen, Wurzelschößlingen und Kletterpflanzen. Manchmal hörte es für kurze Zeit auf zu regnen, doch bewirkten diese zeitweisen Dürren rein gar nichts auf dem Boden dieses Meeres aus Vegetation, wo das Wasser unaufhörlich tröpfelte. Rap hatte sich seit mehr Wochen, als ihm lieb war, einen Weg durch diesen Alptraum gekämpft. Hätte es irgendeine Möglichkeit des Aufgebens gegeben, dann hätte er es schon lange getan. Selbst Faune waren nicht so stur.

Thrugg hatte irgendwo Eingriffe für die Hände gefunden und schwang seine riesige Silhouette auf den umgefallenen Stamm – Rap lugte hinauf und konnte seine riesigen Füße und Schenkel sehen. Der Rest war hinter Blättern verborgen. Schließlich duckte sich Thrugg und kam unter dem üblichen Wasserschauer zum Vorschein. Er fletschte die Zähne zu einem Grinsen. »Kommt Ihr?«

Er war nackt, und auf seiner teigigen Haut war kein einziger Kratzer. Rap dagegen war in Kleider aus festem Leinen gehüllt, dennoch war es ihm nicht gelungen, seine Haut vor Narben, Kratzern, Abschürfungen, blauen Flecken und Insektenstichen zu schützen. Erst vor drei Nächten hatte er seine gesamte Kleidung vom Hut bis zu den Stiefeln erneuert und alles mit einem Schutzbann belegt, dennoch fiel sie ihm fast schon wieder vom Leib.

Die Überraschung lag nicht darin, daß das Impire die Mosweeps nie erobert harte, sondern daß es dies überhaupt versucht hatte.

Halt! Er schwankte gefährlich nahe am Rande eines Anfalls von Selbstmitleid, und das passierte ihm in letzter Zeit immer häufiger. Weitergehen oder hinsetzen und sterben – eine andere Wahl hatte er nicht. Oder natürlich Zauberei anwenden und von Zinixo geschnappt werden, und das wäre schlimmer als das hier. Faune setzten sich nicht hin und starben! Und Jotnar auch nicht.

Thruggs große Pranke wartete. Rap ergriff sie mit beiden Händen und verspürte eine vertraute Erniedrigung, als der junge Riese ihn mühelos gen Himmel hob. Ein Schauer feuchter Blätter in seinem Gesicht, und er stand neben dem Troll und fühlte sich hilflos wie ein Kind.

Thrugg schob Grünzeug beiseite und sah ihn mit einem Blick entmenschlichter Grausamkeit an, der einem berufsmäßigen Folterer monatelang schlaflose Nächte bereitet hätte. Rap konnte diesen Blick inzwischen als leichte Besorgnis identifizieren, so wie er auch gelernt hatte, das nuschelige Murmeln der Trolle zu verstehen – wenn man genau genug hinhörte, waren tatsächlich alle Worte vorhanden. »Nicht mehr lange. Ihr kommt klar?«

War sein Unvermögen so offensichtlich? »Natürlich komme ich klar! Rennt Ihr einfach zur nächsten Burg … wenn Ihr mir nur sagt, wo sie ist.«

Thrugg lachte in sich hinein. Es war ein tiefes Grollen im Inneren seiner breiten Brust. Er schlug Rap freundlich zustimmend auf den Rücken. Das Moos unter Raps Füßen gab nach, und er schoß hinunter in eine klatschnasse, krümelige Masse und landete mit den Armen in einem grünen Teppich, die verhornten Füße des Trolls direkt vor den Augen.



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